What we teach is who we are.

Unsere Jahresgruppe neigt sich dem Ende zu und es gibt nur noch wenige Gelegenheiten, um wichtige Themen anzusprechen. Eines, das mir sehr am Herzen liegt und das fast so etwas wie die „Krönung“ der Einsichten dieses Jahres sein könnte, ist das Thema „Lehren aus dem Sein“.

Wir wirken im Unterricht zum einen durch das, was wir sagen – aber oft genug verhallt es ungehört. Wir wirken zum andern durch das, was wir tun – aber zu tun gibt es viel und es bleibt oft ein Gefühl von „es ist nie genug“, wie Christl es kürzlich ausdrückte, und wir fühlen uns wie Sisyphos im Hamsterrad.

Es gibt aber noch eine dritte Ebene, auf der wir wirken, und zwar dadurch, wie wir sind: Das ist sowohl unsere augenblickliche Verfassung, also z. B. entspannt oder gestresst, heiter oder bedrückt, ausgeschlafen oder nicht, wie auch unser Wesen, unser Sein, das noch tiefer liegt als die wechselnden Tagesverfassungen, also z. B. unser Maß an Offenheit und Berührbarkeit, an mitmenschlichem Interesse und Zugewandtheit, an Mitgefühl und Achtsamkeit, an grundlegendem Wohlwollen und Freundlichkeit.

Diese tiefen Qualitäten können wir nicht ad hoc machen, aber wir können sie langfristig kultivieren – und dann stehen sie uns anstrengungsfrei zur Verfügung. Wir sind dann so und müssen nichts tun, um so zu sein, außer einfach wir selbst zu sein und uns zu geben als die, die wir sind (geben im Sinne von Hingabe und Geschenk, nicht von vorgeblich so tun als ob).

In der Schule ist nicht alles nur entspanntes Sein, es gibt auch viel Anstrengendes zu lernen und zu tun. Daneben gibt es aber auch Entwicklungsaufgaben, die nur das Sein betreffen und die nicht verpasst werden dürfen, oft zusammengefasst unter Persönlichkeitsbildung. Bei diesen Lernprozessen zählt nicht die Menge des Gelernten und Geleisteten, sondern die Resonanz von Person zu Person, das Integrieren und Verkörpern tiefer Qualitäten, das Mensch-Sein im vollen Sinne (was das genau ist, versucht die Bildungsphilosophie zu ergründen). Diese Entwicklungen bei Schüler:innen können wir anstoßen und fördern durch unser Sein.

Wie also können wir im Lehrberuf einfach sein und dadurch wirken? Wie können wir uns selbst auf dieser tiefen personalen Ebene als Nahrung und Gegenüber anbieten und geben? Wie können wir Sein und Tun in einem professional self so integrieren, dass wir einfach Lehrer:in sind und gar nicht mehr so arg viel werkeln müssen? Nicht alle diese Fragen kann ich beantworten, aber ein paar Anregungen für eigene Antworten findet ihr in folgendem Leittext:

>> Leittext Sein und professionelle Identität

Wie spricht dich das an? Was kommt bei dir dabei ins Klingen? Was im Text weckt Widerspruch in dir? Unten ist Raum für deine Relfexionen.