Achtsamkeit – Pädagogische Grundhaltung und Lernziel:
Wie du in der Inquiry beim Informationsabend und beim 1. Treffen gesehen hast, ist die Erforschung der eigenen Erfahrung die wichtigste Grundlage unserer Arbeit in der Jahresgruppe. Alles, was wir bereits wissen – aus Studium, Literatur oder persönlicher Lebenserfahrung – kann dabei mitschwingen und als Erinnerung auftauchen, aber im Zentrum der Inquiry steht das, was wir im gegenwärtigen Augenblick erleben, sei es als Denken, Fühlen, körperliches Spüren oder als subtil-intuitives Erahnen (Letzteres ist für die Inquiry sogar besonders wichtig). Es geht in der Inquiry um ein unmittelbares Wissen, das im Hier und Jetzt entsteht. Diese Form des Erkennens werden wir im Laufe unseres gemeinsamen Jahres ausgiebig nutzen.
Es läge also nahe, mit dem Thema Contemplative Inquiry die Serie unserer Prompts zu beginnen. Aber nach einiger Überlegung bin ich zu dem Schluss gekommen, dass es uns mehr bringt, wenn wir dieses Thema etwas später aufgreifen, sobald wir mehr Erfahrung damit haben. Denn wie so oft gehen auch hier das Tun und das Eintauchen in die Sache selbst dem Wissen und Verstehen der Zusammenhänge voraus.
Deshalb möchte ich diesen 1. Prompt dem Thema Achtsamkeit widmen. Das ist angemessen, denn Achtsamkeit ist die wichtigste theoretische Grundlage unserer Arbeit. Aber was heißt theoretisch? Wir brauchen bei diesem Thema nicht so sehr abstraktes Wissen über Achtsamkeit, sondern vielmehr ein wissendes Verständnis von Achtsamkeit, das sich durch die konkrete Übung in der Achtsamkeitspraxis und durch die persönliche Auseinandersetzung mit Texten zu diesem Thema entwickelt. Nicht die Theorien an sich sind interessant, sondern das persönliche Verständnis, das sich aus der individuellen Beschäftigung mit ihnen entwickelt. Ähnlich wie in der Inquiry geht es hier also nicht um Wissen, das wir nur abspeichern, um es wieder zu erinnern, sondern um lebendiges Verstehen, das im Augenblick entsteht und das spontan in unser Empfinden, Denken und Handeln einfließt.
Hier nun die Aufgabe für diese Woche: Ich bitte dich, den folgenden Text zu Pädagogik der Achtsamkeit zu lesen – und zwar im Sinne von Lesen als lebendiger innerer Auseinandersetzung, wie oben beschrieben. Es ist der weitaus längste Leittext, den du in diesem Jahr von mir bekommst, aber es ist auch das wichtigste Thema. Ich hoffe, er gefällt dir (und das letzte Kapitel 6 kannst du weglassen, wenn du magst).
Hier der Link zum Text:
>> Pädagogik der Achtsamkeit
Für deine anschießende Reflexion im Post hätte ich folgende Fragen – bitte greif dir die Elemente heraus, die dich ansprechen:
- Was an diesem Leittext hat dich überrascht? Was hat deine bisherige Einschätzung bestätigt? Was hat dich zum Nachdenken oder zum Widerspruch angeregt?
- Wie erlebst du persönlich (Momente der) Achtsamkeit?
- Hast du schon einmal mit Achtsamkeit im Unterricht experimentiert?
Erzähle uns eine (vielleicht unerwartete) Geschichte darüber.